Ohne Resilienz keine Nachhaltigkeit
Die Zukunft fest im Blick zu behalten, stellt einen maßgeblichen Faktor für Erfolg dar. Privatpersonen und Unternehmen messen dem Aspekt der Nachhaltigkeit daher einen hohen Stellenwert bei.
Zukunftsfähigkeit bezieht sich wortwörtlich auf die Möglichkeit, auch zukünftig in der Lage zu sein, bestimmte Tätigkeiten fortzuführen (z. B. atmen, essen, arbeiten). Nachhaltigkeit wurde von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen als eine Entwicklung definiert, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“ [1]
Im Laufe der Zeit entwickelte sich Nachhaltigkeit zu einem nahezu unerschöpflichen Begriff, der unzählige Aspekte umfassen (oder ausschließen) kann. Im Jahr 2016 definierten die Vereinten Nationen „17 Ziele für nachhaltige Entwicklung“, die unter anderem Ernährung, sauberes Wasser, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, Wirtschaftswachstum und Maßnahmen zum Klimaschutz umfassen. [2] Zwar sind derartige Initiativen durchaus lobenswert, jedoch hat der Begriff mittlerweile an Präzision verloren, sodass ernsthafte umweltgerechte Bemühungen schnell untergraben werden können.
Verleihen Sie Nachhaltigkeit einen Sinn
Seit mehreren Jahren kann beobachtet werden, dass die eigentliche Bedeutung des Begriffs der Nachhaltigkeit verzerrt wird. „Wir leben aktuell in einer Zeit, in der wir viel Gerede rund um Zukunftsfähigkeit feststellen. Hierbei werden wir mit einem regelrechten Übermaß konfrontiert, sodass das Wort alles bedeuten kann – angefangen bei ökologisch nachhaltig bis hin zu cool“, schrieb der US-amerikanische Schriftsteller Robert Engleman 2013.
FM definiert Nachhaltigkeit tagtäglich als umfassendes Gerüst, das auf Resilienz fußt. Unter Resilienz verstehen wir die Fähigkeit, Geschäftsunterbrechungen zu verhindern, beziehungsweise die Möglichkeit, sich schnell von diesen zu erholen, wenn derartige Ereignisse unvermeidbar sind. Betrachten wir nur eines von vielen Beispielen, aus denen der Stellenwert von Resilienz mit Blick auf Nachhaltigkeitsbestrebungen hervorgeht: Selbst wenn keine einheitliche Definition bzw. Spezifizierung des Begriffs „Niedrigenergiehaus“ existiert, kann auf Richtlinien, wie z. B. das verpflichtende Gebäudeenergiegesetz oder das freiwillige Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGBN), zurückgegriffen werden, um bestimmten Aspekten der Zukunftsfähigkeit nachzukommen. Zwar tragen Energieeffizienz und -einsparung zweifelsfrei zur Zukunftsfähigkeit eines Gebäudes bei – dennoch zeichnet es sich dadurch nicht automatisch durch Resilienz aus. So ist beispielsweise selbst ein überaus nachhaltiges Gebäude nicht zwangsläufig gegen Hochwasser geschützt. Dies bedeutet, dass derartige Bauten zwar per Definition nachhaltig sind, jedoch zweifelsohne nicht von Resilienz profitieren.
Gebäude, Unternehmen und Gemeinden sind schlichtweg nicht als nachhaltig anzusehen, wenn davon auszugehen ist, dass sie einem Hochwasser nicht standhalten könnten. Dies trifft aktuell auf eine Vielzahl von Bauten zu. Angaben des Gesamtverbands der Versicherungswirtschaft zufolge führten Extremwetterereignisse im Jahr 2023 deutschlandweit zu Schäden in Höhe von insgesamt 4,9 Mrd. EUR. Neben den Wiederaufbaukosten leiden Unternehmen unter dem Verlust von Kundschaft bzw. Marktanteilen. Zudem sind sie oftmals von verpassten Expansionsmöglichkeiten und einem geschädigten Vertrauensverhältnis mit Blick auf Personal und Investierende betroffen.
„OHNE RESILIENZ KEINE NACHHALTIGKEIT.“
-Dr. Louis Gritzo, Senior Vice President and Chief Science Officer, FM
Notwendigkeit von Resilienz wissenschaftlich belegt
Vor einigen Jahren untersuchte FM im Rahmen umfangreicher Studien, inwieweit sich unzureichende Schutzvorkehrungen auf die CO2-Bilanz auswirken. Tatsächlich besteht ein direkter Zusammenhang: Die Forschungsergebnisse belegen, dass unzulängliche Präventionsmaßnahmen mit Blick auf Brandgefahren die CO2-Emissionen eines Standortes über seine gesamte Betriebszeit hinweg um durchschnittlich 14 Prozent erhöhen. Hierin inbegriffen ist der Kohlendioxidausstoß infolge eines brennenden Gebäudes sowie die Entsorgung beschädigter Materialien. Zudem werden in dieser Angabe Wiederaufbaumaßnahmen berücksichtigt. Nachhaltigkeitsbemühungen, die sich ausschließlich auf Investitionen in Energieeffizienz konzentrieren und dabei potenzielle Risiken vernachlässigen, können das Ausmaß von Brandrisiken mit Blick auf nachhaltige Auslegung um das Dreifache erhöhen. Ein brennendes Gebäude, das über eine nachhaltige Bauweise verfügt, verursacht mehr CO2-Emissionen als ein herkömmliches Gebäude, das hinreichend geschützt ist. Auch durch Hochwasser und Sturm verursachte Schäden - die in Deutschland aufgrund des Klimawandels vermehrt auftreten - wirken sich, bedingt durch Reinigungs-, Entsorgungs- und Wiederaufbauprozesse, ähnlich auf die CO2-Bilanz aus.
GreenTech vollumfänglich betrachten
Oftmals verstecken sich hinter neuen – vermeintlich nachhaltigen – Technologien deutliche Auswirkungen hinsichtlich der CO2-Bilanz.
Solarpaneele sind anfällig für Wind, Elektrobrände sowie Ansammlungen von Brandlasten. Dachbegrünungen können bei Staunässe ein signifikantes bauliches Risiko darstellen. Energieeffiziente Gebäudeverkleidungen können Brandrisiken mit sich bringen, wie uns der Großbrand des Grenfell Towers vor Augen führte. Windkraftanlagen können bei starkem Wind einstürzen oder bei Gewitter in Brand geraten. Brände setzen CO2 frei; zudem belasten Reinigungs- und Wiederaufbaumaßnahmen die Umwelt zusätzlich, da Materialien benötigt werden, deren Herstellung erneut einen negativen CO2-Fußabdruck hinterlässt.
Wenn Sie also zukünftig mit dem Begriff der Nachhaltigkeit konfrontiert werden, sollten Sie sich zuerst fragen, inwieweit tatsächlich von „nachhaltig“ gesprochen werden kann. Wenn das Thema Resilienz nicht umfassend berücksichtigt wurde, kann von Zukunftsfähigkeit wohl kaum die Rede sein.
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