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Industrielle KI, Naturkatastrophen, Energie- und Lieferkettenresilienz: Acht Dinge, die 2025 im Vordergrund stehen

Veröffentlicht am : 07 Januar 2025


Kaufmännischer Angestellter

Neue Kalender, aber die gleichen alten Vorsätze. Es ist jedes Jahr dasselbe.

Allerdings wird uns das Jahr 2025 voraussichtlich neue Unsicherheiten im globalen Geschäftsumfeld bescheren. So ist mit einer raschen KI-Einführung, anhaltenden geopolitischen Konflikten, einer steigenden Energienachfrage, Schäden durch Elementarrisiken und potenziellen globalen Handelsunterbrechungen zu rechnen.

Für FM haben diese Risiken eine hohe Priorität. Als Unternehmen, das über umfangreiche Expertise im Bereich Engineering verfügt und auf höchste technische Standards und Sorgfalt setzt, werden wir jedoch nicht bloßen Spekulationen nachgehen. Vielmehr werden wir fundierte Schlussfolgerungen ziehen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, empirischen Daten, fast zweihundert Jahren Erfahrung und unserer kontinuierlichen Risikoforschung basieren.

In diesem Artikel geben die Expertinnen und Experten von FM ihre Einschätzung zu den Entwicklungen im Jahr 2025 ab. Hier sind acht Dinge, die es 2025 zu berücksichtigen gilt.

1. KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND AUTOMATISIERUNG SETZEN SICH IN DER INDUSTRIE DURCH

– LOU GRITZO, Ph.D., Chief Science Officer

KI breitet sich von Bürotätigkeiten allmählich auf Kraftwerke und Fabriken aus und führt dort zu einer zunehmenden Automatisierung, wodurch neue Sachschadenrisiken entstehen, auch wenn dadurch Arbeitsmängel sowie Produktivität, Qualität und Flexibilität in der Fertigung verbessert werden. Darüber hinaus werden KI-Tools die bereits bestehende immense Nachfrage nach großen Rechenzentren und zusätzlicher Stromerzeugung und -übertragung noch verschärfen.

Zudem ist mit Folgendem zu rechnen:

  • Lauter werdende Rufe nach einem Ausbau der Energieerzeugung und Infrastruktur, auch unter Einbeziehung kleiner modularer Kernreaktoren, die zwar potenziell ausreichend Strom näher an den Nutzungsort bringen, aber auch mit neuen Risiken einhergehen
  • Geopolitische Verwerfungen, die sich auf Lieferketten, Chip-Lieferungen und Rohstoffe für Batterien sowie potenzielle Kernbrennstoffe auswirken
  • Lockerung der Regulierung in den Bereichen chemische Verarbeitung, Kernenergie und KI Abzeichnung eines allgemeinen Trends, eher auf negative Folgen der KI zu reagieren als eine proaktive Politik zu verfolgen
  • Anhaltender Fokus auf die Anpassung an extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen und verheerendere Waldbrände

2. KONFLIKT ZWISCHEN KI UND CYBERANGRIFFEN

– Roland Schaefer, Ph.D., Vice President, Research Director of Automation and Cyber

Im Jahr 2025 dürfte die generative KI aufgrund ihrer Fähigkeit, Angriffsversuche zu automatisieren, immer variantenreichere Cyberangriffe in einem vermutlich größeren Ausmaß als je zuvor ermöglichen. Industrielle Steuerungssysteme werden aufgrund ihrer älteren, schwächeren oder manchmal nicht vorhandenen Sicherheitsvorkehrungen weiterhin eine attraktive Angriffsfläche bieten.

Glücklicherweise kann durch KI gleichzeitig die Cyberabwehr optimiert werden. So werden Forschende digitale Modelle industrieller Netzwerke erstellen, um White- und Black-Hat-Hacker gegeneinander auszuspielen. Damit können Führungskräfte besser nachvollziehen, wo sich Schwachstellen befinden.

„Da Cyberangriffe immer ausgefeilter werden, ist mit mehr Angriffen mit physischen Konsequenzen zu rechnen. Dies zeigte sich beispielsweise bei den Stromausfällen in der Ukraine“, so Schaefer. „Außerdem ist davon auszugehen, dass sich Unternehmen stärker auf den Schutz durch die Einhaltung der NIS2-Richtlinie und eine bessere Sichtbarkeit von Angriffen auf industrielle Steuerungssysteme konzentrieren werden. Bislang wurden diese Angriffe nicht so gründlich katalogisiert wie herkömmliche Angriffe auf Unternehmensnetzwerke.“

3. RESILIENZ IN BEZUG AUF ERNEUERBARE ENERGIEN

– Doug Patterson, Senior Vice President, Forest Products and FM Renewable Energy, und Michael Perron, Renewable Energy Market Lead, FM Renewable Energy

Sonnenlicht und Wind sind kostenlos, aber die heutige Produktion erneuerbarer Energien ist anfällig für Störungen, einschließlich Naturkatastrophen und Brände. Im Jahr 2025 wird die Branche für erneuerbare Energien intensiv daran arbeiten, diesbezügliche Werke und Infrastrukturen zu schützen, indem sie sich unter anderem mit folgenden Risiken befasst:

  • Hagel, Waldbrände und Stürme (die Solaranlagen beschädigen können)
  • Blitzschlag und Einsturz von Gebäuden (wodurch Turbinen beschädigt werden können)
  • Thermisches Durchgehen (durch das Batteriespeichersysteme entzündet werden können), das zu tagelangen, extrem heißen Bränden führen kann, die sich nur schwer löschen lassen

„Im kommenden Jahr werden wir Optimierungen in den Bereichen Forschung, Tests (wie unsere Hagelkanone), Engineering, Produktqualität, Konstruktion und Normenentwicklung für erneuerbare Energien sehen“, erklärt Patterson. „Wie immer bei FM werden wir Wissenschaft und Engineering-Lösungen zur Bewältigung von Risiken im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien einsetzen – ähnlich, wie wir bereits Gebäude für Hurrikan-Bedrohungen geschützt haben.“

4. KÜNSTLICHE INTELLIGENZ SORGT FÜR MEHR WERT PRO VERSICHERUNGSDOLLAR

– Pentti Tofte, Senior Vice President, Innovation, Analytics and AI

Im Jahr 2025 werden unsere Kunden von KI profitieren, indem sie Risiken, Schäden, Resilienz und Schadenverhütung noch umfangreicher verstehen.

Der Schlüssel zur Wertschöpfung für Kunden liegt in der Nutzung großer Mengen relevanter Daten, aus denen die KI lernen kann. Bei FM haben wir beispielsweise über einen Zeitraum von 15 Jahren mehr als eine Milliarde Datenpunkte erfasst, die Folgendes detailliert beschreiben:

  • Die Standorte unserer multinationalen Kunden und die Art und Weise, wie sie gebaut, konstruiert und vor Schäden geschützt werden.
  • Die spezifischen Schäden, die diese Standorte aufgrund von Elementarrisiken, Klimawandel, Bränden und/oder Anlagenausfällen erleiden könnten.

Diese Daten speisen die proprietären KI-Modelle von FM. „Wir nähern uns einem Punkt, an dem wir mit erstaunlicher Genauigkeit vorhersagen können, welche Schäden mit größter Wahrscheinlichkeit an welchen Standorten unserer Kunden auftreten werden“, erläutert Tofte. „Dadurch werden die Kapitalanlageentscheidungen der Kunden weniger von Spekulationen beeinflusst und das Risiko einer katastrophalen Betriebsunterbrechung reduziert sich drastisch. Außerdem erhalten die Kunden mehr für ihre Prämien.“

5. LIEFERKETTEN ERFORDERN EIN GLEICHGEWICHT ZWISCHEN EFFIZIENZ UND RESILIENZ

– Eric Jones, Vice President, Global Manager, Business Risk Consulting

Das schleppende globale Wirtschaftswachstum wird 2025 voraussichtlich den Kostensenkungsdruck erhöhen und die globalen Lieferketten anfälliger machen. Gleichzeitig können Unternehmen jedoch mit weniger Aufwand mehr Unterstützung erhalten, um ihre Resilienz zu erhöhen. „Dank der bahnbrechenden Fortschritte in den Bereichen KI und maschinelles Lernen werden führende Supply-Chain-Player zunehmend in der Lage sein, die Risikominimierung über die ersten Lieferanten hinaus schnell und systematisch zu bewerten und zu priorisieren“, so Jones. „Unternehmen müssen somit nicht mehr auf monatelange Studien setzen, um verwertbare Erkenntnisse über die Lieferkette zu gewinnen.“

6. RESHORING, ONSHORING

Die Geo- und die Innenpolitik wird in den USA ansässige Unternehmen dazu zwingen, die Produktion wieder in die USA zu verlagern und einen größeren Teil ihrer benötigten Vorräte aus dem Inland zu beziehen. Mögliche Zölle, Grenzkonflikte und wechselnde internationale Allianzen werden etablierte Vereinbarungen ins Wanken bringen. Dieses volatile Umfeld birgt das Potenzial, COVID-ähnliche Schockwellen durch die globalen Lieferketten zu senden. Besonders kritisch ist die Versorgung mit Halbleiterchips und Rohstoffen für elektronische Bauteile.

Ein positiver Aspekt der Rückverlagerung wäre eine höhere Produktqualität. So sollen beispielsweise Solarmodule zunehmend so hergestellt werden, dass sie den üblichen Gefahren standhalten können. „Es werden hagelbeständige Solarmodule mit chemisch behandeltem Glas auf den Markt kommen, die so robust sind wie Smartphones“, erklärt Patterson.

7. KLÄRUNG BEZÜGLICH KLIMARISIKEN

– Angelika Werner, Ph.D., Research Director of Climate Risk and Resilience

Mit Blick auf das Jahr 2025 bleibt der Klimawandel ein kompliziertes Thema, und Geschäftsleute neigen bisweilen dazu zu glauben, dass nur wissenschaftliches Personal die Mechanismen, Risiken und wahrscheinlichen Auswirkungen eines sich erwärmenden Planeten verstehen kann. FM hat es sich zur Aufgabe gemacht, dazu beizutragen, die Ursachen und Auswirkungen von Risiken, die durch den Klimawandel bedingt werden, zu ergründen. Wir möchten verwertbare Erkenntnisse und Lösungen bereitstellen, damit sich Kunden auf eine Katastrophe vorbereiten können, bevor sie eintritt.

Wie die jüngsten Ereignisse gezeigt haben, war dies noch nie so wichtig wie heute: 2024 wird voraussichtlich das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sein und erstmals 1,5 °C über dem vorindustriellen Durchschnitt liegen. Das Jahr war zudem von Überschwemmungen geprägt. Allein im September und Oktober wurden in Südostasien durch den Taifun Yagi, in Südspanien durch das DANA-Phänomen und im Südosten der USA durch den Hurrikan Helene Rekordniederschläge verzeichnet.

Zu Beginn des Jahres 2025 herrschen weiterhin günstige Bedingungen für eine hohe Wetteraktivität. Die Temperaturen der Weltmeere sind das zweite Jahr in Folge so hoch wie nie zuvor und liefern Energie für Konvektionssysteme wie Monsune, tropische Wirbelstürme und Cut-Off-Tiefs.

Klimaforschende von FM werden weiterhin weltweit Veränderungen bei Regen, Hagel, Waldbränden oder Windmustern untersuchen. Auch im Jahr 2025 wird FM erhebliche Investitionen in den Ausbau der Hochwasserschutzkompetenzen tätigen, darunter in die Modellierung von Überschwemmungen durch Flüsse oder in detaillierte Bewertungen der Auswirkungen von Hochwasserereignissen an Standorten. Für das kommende Jahr steht ein global einheitlicher Ansatz in Bezug auf schwere Gewitterstürme und das damit verbundene Hagelrisiko auf der Agenda, ebenso wie die Erforschung der gefahrenspezifischen Auswirkungen von Gewittern wie Blitzschlag, Tornados oder Starkregen.

„Es ist zwar wichtig, das Klimarisiko und seine Veränderung im Laufe der Zeit zu verstehen, aber die beste Vorbereitung zur Minimierung der Auswirkungen besteht darin, zu wissen, wie man sich angesichts eines bevorstehenden Ereignisses verhält“, erklärt Werner. „FM arbeitet weiterhin an Lösungen, die dazu beitragen, Schäden zu vermeiden und die Umsetzung frühzeitiger Notfallmaßnahmen vor Ort zu unterstützen.“

8. DATENGESTÜTZTE ERKENNTNISSE

Haben Sie Fragen zum Schutz Ihres Unternehmens, um Ihren Erfolg auch künftig sicherzustellen? Zum Beispiel: Welche Länder sind aus Sicht der Lieferkette am anfälligsten und wie wirkt sich der Klimawandel auf die Gebiete aus, in denen ich geschäftlich tätig bin? Im Jahr 2025 sollen diese Fragen mithilfe des FM Resilience Index und erweiterter Kompetenzen zum Verständnis von Lieferketten beantwortet werden.

Versicherungspartner wie FM werden auch generative KI und andere KI-Tools einsetzen, um den Gesamtwert für Versicherte durch erweiterte Prozesse zur Überprüfung von Policen zu optimieren. Dies bedingt erhöhte Vertragssicherheit sowie die Möglichkeit, die Risiken der Kunden präziser zu bewerten und entsprechende Versicherungskapazitäten zuzuweisen.

„KI spielt in unserem Ausblick für 2025 eine wichtige Rolle“, so Tofte. „Wir sind uns sowohl der Risiken als auch der Chancen bewusst. KI verbessert unsere Fähigkeit, unsere Kunden vor katastrophalen Schäden zu schützen. Gleichzeitig bringt KI neue Risiken und Überlegungen in Bezug auf Ethik und Unternehmensführung mit sich, weshalb wir uns stark auf verantwortungsvolle KI-Praktiken konzentrieren werden.“